Eine weitere Leseprobe aus meinem Ende Mai erscheinenden Buch „Krokodile am Buffet – Ratgeber für Pauschal-Terroristen“. Mitunter können auch touristische Dienstleister schlagfertiger aus dem Wald herausrufen als der Gast ohne Benimm hinein grölt.Ein Gedeck mehr
Mit Sternen war die österreichische Herberge nicht ausgezeichnet, in der sich folgende Geschichte zutrug. Aber die Sterne prangten bereits am Firnament als ein Ehepaar im besten Alter samt Rauhaardackel von ihrer Wanderung in den Alpen zurück kehrte. Dass es in diesem gastlichen Haus guter Brauch war, die schmutzigen Wanderstiefel in einem extra dafür vorgesehenen Raum zu wechseln, bevor man das Restaurant betritt, übersah das Pärchen geflissentlich.
Schnurstracks steuerten statt dessen Guste, Guffi und ein unangeleinter Waldi einen freien Tisch an. Das Restaurant war zu später Stunde bereits nicht mehr übermäßig frequentiert. Die gut sichtbaren Schmutzspuren des Trios auf dem Teppichboden geflissentlich übersehend nahm der Kellner die Bestellung auf. Eine Minute später brachte er für Waldi unaufgefordert einen Wassernapf.
Den beiden üppigen Salat-Tellern als Vorspeise folgten später zwei große Steaks mit Pommes Frites. Die frittierten Kartoffeln müssen ausnehmend gut gewesen sein, denn bevor sich das Messer von Guste erstmals dem Steak näherte, waren die Pommes aufgegessen. Letztlich blieben auf beider Teller fast zwei halbe Steaks zurück.
Guste nahm nun das Fleisch von Guffi auf ihren eigenen Teller und schnitt alles in mundgerechte Stücke. Anschließend stellte sie den Teller für Waldi unter den Tisch. Urplötzlich stand der Kellner mit einer Serviette neben beiden. Wortlos band er unter dem Tisch dem Dackel die Serviette über das Halsband und hob das Tier auf den Stuhl. Anschließend stellte er den Teller mit den Fleischresten vor Waldis Schnauze auf den Tisch und wandte sich an seine beiden reizenden Gäste:
„Hätten Sie bloß etwas gesagt, so hätte ich für den Dackel gleich ein Gedeck mehr aufgelegt.“
Ob diese beiden Stil-Ikonen ohnehin ihren letzten Abend in diesem Hause verbrachten oder verschämt vorzeitig abreisten, vermag ich nicht zu sagen. Sie wurden jedenfalls nicht mehr gesehen. Der Absacker für den schlagfertigen Kellner ging zu späterer Stunde auf mich.