In der Reisesaison 2018 sind so viele Deutsche verreist wie nie zuvor. Seit Beginn der Tourismusanalyse vor 35 Jahren erreicht die Reiseintensität nun ihren neuen Höhepunkt. Fast zwei Drittel der Bevölkerung haben 2018 ihre Koffer gepackt und sind verreist. Ein Ende der Reiselust ist dabei nicht in Sicht. Insgesamt steigerte sich der Anteil der Bundesbürger, die im vergangenen Jahr verreist sind, um 4 Prozentpunkte – der höchste gemessene Anstieg – auf aktuell 62 Prozent.
Dies geht aus der 35. Deutschen Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hervor, in der repräsentativ rund 3.000 Bundesbürger ab 14 Jahren in persönlichen Befragungen (face-to-face) nach ihrem Urlaubsverhalten 2018, ihren Reiseabsichten für 2019 sowie ihren Urlaubswünschen befragt wurden.
Zugenommen hat die Reiseintensität in jeder Altersgruppe, am stärksten jedoch in der Generation über 55 Jahren (51% zu 56%) und ganz speziell innerhalb der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen. Verreiste 2017 „nur“ jeder Zweite von ihnen (50%), waren es 2018 bereits fast zwei von drei (61%).
Professor Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen: „Eine Revolution auf leisen Sohlen wird den Tourismus verändern. Reiseerfahrene, ältere Generationen prägen schon heute das Bild vieler Hotels, Strände und Innenstädte. Sie bilden die Mehrheit der Bundesbürger, haben Zeit, Geld und wollen die Welt kennenlernen. Wer ohne die Senioren plant, plant an der Zukunft vorbei.“
Deutschland war auch 2018 das – mit großem Abstand – beliebteste Reiseziel der Deutschen. Mehr als jeder dritte Reisende verbrachte seinen längsten Urlaub des Jahres (mindestens 5 Tage Dauer) zwischen den Küsten im Norden und den Bergen im Süden der Republik. Allerdings verlor der Inlandstourismus insgesamt 0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr – im 10-Jahres-Vergleich sogar 3,9 Prozentpunkte.
Der Zweikampf zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Bayern ging 2018 in die nächste Runde. Gewinner waren diesmal die Reiseziele in Mecklenburg-Vorpommern. Der lange und heiße Sommer führte dort zu ausgebuchten Hotels und vollen Stränden. Neben den Familien als Stammpublikum konnten sich besonders viele Jungsenioren und Ruheständler für die Ostseeküste und Seengebiete im Nordosten begeistern. Bayern hingegen sank in der Gunst der Urlauber, sowohl im Jahresvergleich als auch im 10-Jahres-Vergleich. Das Nachbarland Baden-Württemberg konnte seine Gästezahl hingegen erstmals seit Jahren wieder steigern und gerade im Schwarzwald neue Besucherrekorde verzeichnen. Ebenso wie Bayern musste auch Schleswig-Holstein bei der Haupturlaubsreise Einbußen hinnehmen. Hauptgrund hierfür waren vor allem die Kapazitätsgrenzen der Unterkünfte vor Ort, da durch den Ausnahme-Sommer viele Unterkünfte ausgebucht waren und Reisende auf andere Destinationen auswichen.
Europäische Feriengebiete waren die Gewinner der Urlaubssaison 2018. Deutlich mehr als die Hälfte der Bundesbürger (54,3%) verbrachte ihren Urlaub in Europa. Bei den Auslandsreisezielen bleibt die Popularität Spaniens ungebrochen. Insbesondere die Balearen – die allein mehr Gäste begrüßen konnten als Griechenland und die Türkei zusammen – erfreuen sich bei den Deutschen einer hohen Beliebtheit.
Allerdings sank der Anteil deutscher Urlauber in allen spanischen Feriengebieten im Vergleich zum Vorjahr leicht. Profitieren konnten hiervon in erster Linie Italien und Österreich auf den Plätzen zwei und drei. Doch Grund zur Freude über gestiegene Gästezahlen gab es auch in Skandinavien und Griechenland. Die Türkei konnte ihre Talfahrt stoppen und verlor erstmals seit Jahren nicht weiter. Allerdings verdeutlicht der 10-Jahres-Vergleich (2018: 3,7%, 2008: 6,3%), dass viele Urlauber auch in der abgelaufenen Feriensaison auf andere Mittelmeerziele auswichen.
Eine Fernreise unternahm 2018 etwa jeder achte Urlauber. Bei den außereuropäischen Zielen verlor Nordafrika die meisten Marktanteile im Jahresvergleich (2017: 2,9% – 2018: 2,2%), dicht gefolgt von Zielen im Nahen und Mittleren Osten (2017: 1,2% – 2018: 0,7%). Nordamerika ging hingegen im Jahresvergleich als der Gewinner unter den Fernreisen hervor (2017: 2,2% – 2018: 2,7%) und lag fast gleichauf mit Zielen in Asien, die ihr Vorjahresniveau fast halten konnten (2017: 2,9% – 2018: 2,8%).