Sie waren 2018 mit dem Kreuzfahrtschiff auf Weltreise, Balkonkabine inklusive? Ein Lebenstraum hat sich damit erfüllt? Schön für Sie.
2018 haben Sie den letzten Cent zusammengekratzt, um endlich mal wieder rauszukommen? Es hat mit Ach und Krach für einen Urlaub in Tunesien gereicht? Das Wetter war prima und das Essen so lala. Ich freue mich dennoch, wenn Sie sich gut erholt haben.
Sie haben vergangenen Sommer Abitur gemacht, hatten aber noch keinen Bock, gleich mit dem Studium zu beginnen. Statt dessen geht es erst im Herbst 2019 los, bis dahin sind Sie mit dem Rucksack weltweit unterwegs? Prima. Das Jahr kann Ihnen keiner mehr nehmen.
Könnte jetzt beliebig fortgesetzt werden. Ich freue mich für jeden und mit jedem, der rauskommt, Neues erlebt oder sich einfach nur gut erholt. Jeder möge reisen wie er mag und am Ort des Geschehens nach seiner Fasson selig werden! Niemand hat das Recht, sich zum Richter über das Leben anderer aufzuschwingen. Es ist Ihr Leben, Ihre Reise. Werden oder bleiben Sie glücklich – und lassen Sie die selbsternannten (mitunter auch nur verlogenen) Weltbeglücker reden und schreiben.
Denn immer dann, wenn grüne Weltverbesserer, aber auch weltrettende vielreisende Blogger und PR-süchtige Reiseveranstalter von „Öko“, „Klimaschutz“ und „Nachhaltigkeit“ schwätzen und schreiben, weiß ich nicht, ob ich laut lachen oder doch besser die Faust ballen sollte. Wird gar noch die Werbetrommel für modernen Ablasshandel gerührt – „CO2-Kompensation“ genannt – dann rollen sich meine Fußnägel.
Diese Scheinheiligen und Soldschreiber sollten doch besser schweigen. Es ist einfach nur lächerlich, für zwei Wochen nach Bali zu jetten und dann für Nachhaltigkeit zu werben. „Fair“ produzierte Kleidung einiger Cent wegen als Affiliate-Link auf den Reiseblog setzen – und dann in schlimmste Diktaturen des Mittleren Ostens düsen: Genau mein Humor! Dezent am Ende eines Blogeintrags oder Artikels angefügte Sätze wie „Ich habe ******** im Rahmen einer Pressereise besucht. Meine Meinung wird davon nicht beeinflusst.“ sind überflüssige Feigenblätttchen.

Um Eis aus dem Pappbecher in Kalifornien zu essen, jettet die bayerische Grünen-Chefin Katharina Schulze 9.500 Kilometer über den großen Teich. CO2-Ausstoß laut Klimarechner des Umweltbundesamtes für Hin- und Rückflug nach San Francisco pro Person: sagenhafte 5,8 Tonnen! Da müsste die Hand, die den Plastiklöffel führt, doch glatt abfallen!
Ein paar freundliche Worte an die ständig wachsende Zahl der Kreuzfahrer: Ich gönne es jedem! Aber bitte still sein, wenn es um Umwelt & Soziales geht! Wer eine Kreuzfahrt für „nachhaltig“ hält, wurde als Kind mit dem Klammerbeutel gepudert. Wem nach einer Kreuzfahrt nicht einleuchtet, dass auf diesen Schiffen oft Sklavenarbeit an der Tagesordnung ist, dem ist nicht mehr zu helfen.

Fast alle großen Reiseveranstalter, die gern von „Umweltschutz“ faseln, haben Urlaub auf diesen Umweltverschmutzern im Programm. Sie sind mit Schweröl unterwegs, einer dreckigen Pampe, die auf dem Boden der Raffinerien zurückbleibt. Sowohl an Bord als auch in den Häfen erzeugen sie gesundheitsschädliche Feinstaub- und Stickoxidemissionen, die mehr als deutlich über den Grenzwerten liegen, die im Straßenverkehr gelten.
Ein weiterer schlechter Witz: Offizielles Partnerland der ITB Berlin 2019 ist Malaysia. Mit der Wahl des Partnerlandes wolle man „positive Ansätze“ vor Ort verstärken, heißt es seitens der ITB. Solche Schilder (2013 auf Langkawi gesehen) gab es 2006 bei unserem ersten Besuch dort noch nicht! Ein Schelm, wer da positiv denkt. Boshaft gesprochen: Da ist es bis zum Partnerland Saudiarabien oder Katar nur ein kurzer Weg.
Die üblichen Verdächtigen werden sich für ein paar Silberlinge wieder die Finger wund tippen, um Destinationen hochzujubeln, man besser nur hinter vorgehaltener Hand bewirbt. Hoffentlich vergessen die Soldschreiber bei Malaysia nicht die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes! Auch die „Freundschaft“ mit Israel wird hoffentlich bei Malaysia-Lobeshymnen mit erörtert. Für Schwule und Lesben ist Malaysia ebenfalls ein „sehr empfehlenswerter“ Ort: Für homosexuelle Handlungen sind Stockschläge und bis zu 20 Jahre Gefängnis möglich. Last but not least: Reporter ohne Grenzen führt das südostasiatische Land in der Bewertung der Pressefreiheit auf Platz 145 von 180.
Richtig ins Herz geschlossen habe ich „Volunteers“, die mal für einen Monat aus der deutschen Komfortzone ins Elend der Dritten Welt eintauchen und sich noch brüsten, „Gutes“ zu tun. Unterm Strich ist es nicht mehr als ein kurzer Vergnügungsausflug mit dem Ziel, das eigene gute Gewissen zu stärken und den Lebenslauf zu ergänzen. Sehr zutreffend dokumentiert (Link klicken).
Schließlich war da noch ein neugrünes Schätzchen, das ich ins Herz geschlossen habe und mir die Frage stelle: Muss ich mir wirklich von einer 23-jährigen neunmalklugen Plaudertasche, die schon die halbe Welt per Flugzeug bereist hat, sagen lassen, dass ich mit meinen Reisen die Umwelt zerstöre? Never ever! Shut up, baby! Video-Fundstück bei Twitter:
Last but not least möchte ich auch die „Islam-Kritiker“ nicht vergessen, die sich über Kopftücher echauffieren, aber des kleinen Geldes wegen in die Türkei, nach Ägypten oder nach Marokko fliegen. Wenn sie ein paar Euro mehr zur Verfügung haben, „erholen“ sie sich auch gern auf den Malediven oder in den Emiraten. Genau mein Humor!
Ja, Urlaub ist manchmal weder politisch korrekt noch klimaneutral. Da lobe ich mir die Campingplätze oder kleinen Ferienhäuser in Süddeutschland. Klar, wer sucht, findet auch hier etwas. Aber ich kann das noch am besten mit meinem Gewissen vereinbaren.